Adresse: Anna-Haag-Platz
Eduard-Steinle-Straße / Ecke Baumgartenweg
Zugang: öffentlicher Raum
Eigentum: Stadt Stuttgart
Einweihung: 2006
© Beate Müller
Anna Haag, geborene Schaich, wurde am 10. Juli 1988 in Althütte bei Backnang geboren. Ihr Vater war Lehrer. Sie wuchs zusammen mit fünf Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Mit 21 Jahren heiratete sie den Gymnasiallehrer Albert Haag und folgte ihm an seine Dienstorte in Schlesien, Pommern und Rumänien. In Bukarest begann sie journalistisch zu arbeiten.
Die Schrecken des Ersten Weltkriegs prägten ihre pazifistische Haltung. 1915 trat sie der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) bei. 1919 kehrte Anna Haag mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Württemberg zurück und lebte in Nürtingen. Gemeinsam mit ihrem Mann trat sie in die SPD ein. 1926 zog die Familie nach Stuttgart, wo Anna Haag mit „Die vier Rosenkinder“ ihren ersten Roman veröffentlichte.
Anna Haag warnte früh vor den Nationalsozialisten, die für sie „die schlimmste Bedrohung für die Menschheit“ darstellte. Während des Zweiten Weltkriegs dokumentierte sie ihren Alltag in einem geheimen Tagebuch, das die NS-Herrschaft, deren Politik und Propaganda beschrieb.
Nach dem Krieg engagierte sich Anna Haag für den demokratischen Wiederaufbau. Sie wurde Mitglied des Vorläufers des späteren Gemeinderats, gründete die Stuttgarter Gruppe des IFFF neu und engagierte sich in weiteren Frauenvereinen. 1946 wurde sie Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung von Württemberg-Baden und für die SPD in den Landtag gewählt. Dort initiierte sie den Gesetzentwurf zur Kriegsdienstverweigerung, der 1948 angenommen und 1949 ins Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen wurde: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“
Anna Haag starb 1982 im Alter von 93 Jahren in Stuttgart.
Mit einem nach ihr benannten Platz im Stadtbezirk Sillenbuch erinnert die Stadt Stuttgart an die Schriftstellerin, Journalistin, Politikerin und Frauenrechtlerin Anna Haag. Der Platz wurde 2006 angelegt. Auf ihm befinden sich elf Metallplatten, in die Auszüge aus dem Kriegstagebuch von Anna Haag in schwarzer Schrift eingraviert sind. Ergänzt wird der Gedenkort durch eine Infostele und einem Zitat, ebenfalls aus dem Kriegstagebuch, auf der Brüstung eines Geländers: „Ich werde die blaue Frühlingsluft in mich trinken.“
Siehe auch:
Stuttgarter Zeitung
Wege in der Region Stuttgart
Landeszentrale für pol. Bildung
Frauen und Geschichte