Adresse: Wiederholdstraße – gegenüber Haus Nr. 10, 70174 Stuttgart
Zugang: öffentlicher Raum
Einweihung: 15. April 2024
© Beate Müller
Fritz Bauer, geboren 1903, wuchs in Stuttgart auf und entwickelte früh ein Interesse an Rechts- und Volkswirtschaftslehre, die er schließlich studierte. 1930 trat er in den Staatsdienst und wurde Amtsrichter in Stuttgart. Bauer war ein überzeugter Sozialdemokrat und engagierte sich aktiv in der Stuttgarter Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einer Organisation zum Schutz der Republik gegen Extremisten. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 wurde Bauer aufgrund seines politischen Engagements und jüdischer Herkunft als Amtsrichter entlassen. Kurz darauf wurde er in das Konzentrationslager Heuberg eingesperrt, aus dem er nach einigen Monaten freikam. Angesichts der gefährlichen politischen Lage entschied sich Bauer 1936 zur Flucht ins Exil nach Dänemark und später nach Schweden, wo er den Zweiten Weltkrieg überlebte. Nach Kriegsende kehrte Fritz Bauer 1949 nach Deutschland zurück mit dem Ziel, am Aufbau eines demokratischen Justizsystems mitzuwirken und die Verbrechen des NS-Regimes juristisch zu verfolgen. Zunächst arbeitete er als Landgerichtsdirektor und ab 1950 als Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Braunschweig. 1956 wurde Fritz Bauer Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. In dieser Funktion initiierte er zahlreiche Ermittlungen gegen ehemalige NS-Funktionäre.
Eine seiner bedeutendsten Aktionen war die Weitergabe eines entscheidenden Hinweises an den israelischen Geheimdienst Mossad über den Aufenthaltsort von Adolf Eichmann, einem der Hauptorganisatoren des Holocaust. Darüber hinaus war Fritz Bauer der maßgebliche Initiator des Auschwitz-Prozesses, der von 1963 bis 1965 in Frankfurt stattfand und in dem viele Verantwortliche des Konzentrationslagers Auschwitz zur Rechenschaft gezogen wurden.
Seit April 2024 erinnert eine Gedenkstele in der Wiederholdstraße an Fritz Bauer. Das Haus mit der Nummer 10, in dem er als Kind und Jugendlicher wohnte, steht nicht mehr.
Siehe auch:
Fritz Bauer Institut