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Grabstätte Theodor Heuss

    Adresse: Waldfriedhof – Abteilung 1c
    Waldfriedhof 3, 70597 Stuttgart
    Zugang: Öffnungszeiten städtische Friedhöfe
    Eigentum: Ehrengrab der Stadt Stuttgart
    Beisetzung: 1963
    © Beate Müller

    Dr. Theodor Heuss wurde 1884 in Brackenheim geboren. Nach dem Abitur in Heilbronn studierte er Nationalökonomie und Kunstgeschichte und promovierte zum Doktor der Staatswissenschaften. Früh politisch aktiv, schloss er sich als Schüler dem „Nationalsozialen Verein“ Friedrich Naumanns an, war 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei und ab 1924 Reichstagsabgeordneter.

    1932 veröffentlichte Heuss eine kritische Schrift über Adolf Hitler. Dennoch stimmte er im März 1933 – trotz Bedenken – dem Ermächtigungsgesetz zu. Kurz darauf verlor er Mandat und Lehrtätigkeit. Sein Verhältnis zum NS-Regime blieb widersprüchlich: Er übte punktuelle Kritik, unterstützte jedoch einzelne Gleichschaltungsmaßnahmen und staatliche Eingriffe in die Presse. Zugleich plädierte er für kulturelle und wissenschaftliche Eigenständigkeit.

    Heuss verurteilte den Boykott jüdischer Geschäfte, übernahm aber antisemitische Deutungen der NS-Propaganda. Auch die Bücherverbrennung, von der er selbst betroffen war, relativierte er. 1933 kurzzeitig zur Fahndung ausgeschrieben, entging er durch persönliche Kontakte der Verhaftung. Trotz Überwachung hielt er Verbindungen zu Oppositionellen und pflegte Kontakte in den Widerstandskreis um Leber, Elsas sowie die Familien Delbrück, von Harnack und Bonhoeffer, war jedoch nicht an Umsturzplänen beteiligt. Nach dem 20. Juli 1944 blieb er unbehelligt und lebte mit seiner kranken Frau in Heidelberg.

    Nach 1945 wurde Heuss politisch eine der zentralen liberalen Figuren. 1949 wählte ihn die Bundesversammlung zum ersten Bundespräsidenten.

    In seinem Amt förderte er politische Bildung und demokratische Kultur. Zu seinen Initiativen gehörten die Festlegung der Nationalhymne, die Einführung des Bundesverdienstordens, die Wiederbelebung des Ordens „Pour le mérite“ sowie die Künstlerhilfe. 1952 hielt er bei der Einweihung der Gedenkstätte Bergen-Belsen eine vielbeachtete Rede, in der er die Anerkennung der deutschen Schuld einforderte.

    Nach seiner Amtszeit lebte Heuss in Stuttgart und arbeitete an Memoiren und Schriften. Er starb 1963. Heuss war evangelisch, seit 1908 mit Elly Heuss-Knapp verheiratet und Vater eines Sohnes. 1954 wurde er Ehrenbürger Stuttgarts.

    Siehe auch:
    Stadtlexikon Stuttgart
    Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus