Adresse: Waldfriedhof – Abteilung 21a
Waldfriedhof 3, 70597 Stuttgart
Zugang: Öffnungszeiten städtische Friedhöfe
Beisetzung: 1984
© Beate Müller
Dr. Klaus Mehnert wurde am 10. Oktober 1906 in Moskau geboren. Er wuchs in einem national geprägten Milieu auf, das er ab 1919 zunehmend kritisch hinterfragte. In den 1920er Jahren sympathisierte er mit einem nicht-marxistischen Sozialismus. Seine Studien führten ihn nach Tübingen, München und an die University of California in Berkeley; 1928 promovierte er in Berlin.
Zu Beginn der 1930er Jahre arbeitete Mehnert als Redakteur der Zeitschrift Osteuropa und als General-sekretär der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas. Er war Mitbegründer der Arplan-Gruppe, die sich mit der sowjetischen Planwirtschaft befasste. 1934 geriet er ins Visier der Gestapo, nachdem in der Hinterlassenschaft Ernst Röhms Briefe von ihm gefunden worden waren; 1936 wurde er aus der Reichspressekammer ausgeschlossen.
Daraufhin emigrierte Mehnert in die USA, zunächst als Gastprofessor nach Berkeley, später nach Honolulu. Ab 1941 übernahm er in Shanghai eine ambivalente Rolle als Herausgeber der englisch-sprachigen Zeitschrift The XXth Century, die im Auftrag des Auswärtigen Amtes der NS-Auslands-propaganda diente. Trotz innerer Distanz zum Nationalsozialismus akzeptierte er die Aufgabe – vermittelt durch Adam von Trott zu Solz – und führte sie auch nach dessen Hinrichtung 1944 fort. Gleichzeitig lehrte er Geschichte und Politikwissenschaft an zwei Hochschulen in Shanghai.
Nach seiner Internierung 1945 kehrte Mehnert 1946 nach Deutschland zurück und lebte zunächst im Repatriierungslager auf dem Hohenasperg. Anschließend arbeitete er im Evangelischen Hilfswerk, war Osteuropa-Referent und seit 1949 journalistisch tätig, unter anderem als Chefredakteur von Christ und Welt, Kommentator beim Süddeutschen Rundfunk und später beim ZDF.
In späteren Schriften setzte er sich kritisch mit der NS-Zeit auseinander, betonte die deutsche Verantwortung für die Verbrechen des Regimes und wandte sich gegen jede Relativierung.
Obwohl Mehnert kein aktiver Nationalsozialist war und selbst Repressionen erfuhr, bleibt seine Tätigkeit in Shanghai umstritten. Einer offenen Ablehnung des Regimes wich er aus; erst nach dem Krieg bekannte er sich klar zur Demokratie und zu internationaler Verständigung.
Siehe auch:
Wikipedia
Deutsche Biographie
