Adresse: Pragfriedhof – Abteilung 36
Friedhofstrasse 44, 70191 Stuttgart
Zugang: Öffnungszeiten städtische Friedhöfe
Eigentum: Erhaltenswerte Grabstätte der Stadt Stuttgart
© Beate Müller
Hermann Umfrid wurde am 20. Juni 1892 in Stuttgart geboren und wuchs als ältestes von vier Kindern im Pfarrhaus seines Vaters Otto Umfrid, einem prominenten Pazifisten und Vizepräsidenten der Deutschen Friedensgesellschaft, auf. Der christlich begründete Pazifismus des Vaters prägte den Sohn. Nach dem Abitur studierte Hermann Umfrid zunächst Jura, wechselte jedoch zur evangelischen Theologie. Während des Ersten Weltkriegs meldete er sich aus patriotischen Gründen als Kriegsfreiwilliger und geriet in englische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung setzte er sein Studium in Zürich fort und wurde 1918 ordiniert. 1920 trat er der konfessionellen Jugendreformbewegung „Bund der Köngener“ bei und engagierte sich für Pazifismus und Völkerverständigung. 1923 heiratete er Irmgard Silcher und wurde Pfarrer in Kaisersbach. Später wurde er Pfarrer in Niederstetten, wo er auch mit der jüdischen Gemeinde in Kontakt stand.
Hermann Umfrid zeigte anfänglich eine aufgeschlossene Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus, lehnte jedoch antisemitische Gewalt und das Vorgehen der SA, etwa nach dem „Pogrom“ vom März 1933, ab. Seine Predigt gegen diese Gewalt brachte ihn in Konflikt mit der nationalsozialistischen Regierung und der Kirchenleitung. Trotz Unterstützung von Dekan Otto Hohenstatt musste Hermann Umfrid schließlich die Passivität der Kirchenleitung erleben. Diese Enttäuschung und wiederholte Angriffe auf ihn führten zu einer psychischen Erschöpfung. Am 21. Januar 1934 fügte sich Hermann Umfrid selbst tödliche Verletzungen zu.
Sein Grab auf dem Pragfriedhof gehört zu den erhaltenswerten Grabstätten in Stuttgart. 1979 wurde Hermann Umfrid in Yad Vashem ein „Umfrid-Gedenk-Garten“ gewidmet, um an seine Ideale für Menschenrechte und Menschenwürde zu erinnern.
Siehe auch:
Württembergische Kirchengeschichte online