Adresse: Waldfriedhof – Abteilung 1a
Waldfriedhof 3, 70597 Stuttgart
Zugang: Öffnungszeiten städtische Friedhöfe
Eigentum: Ehrengrab der Stadt Stuttgart
Beisetzung: 1952
© Beate Müller
Dr.-Ing. E. h. Carl Lautenschlager wurde am 15. Mai 1868 in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur am Karls-Gymnasium Stuttgart im Jahr 1887 studierte er Staats- und Rechtswissenschaften in Tübingen und Leipzig. Während dieser Zeit gehörte er der Tübinger Studentenverbindung Akademische Gesellschaft Stuttgardia an, die dem süddeutschen Liberalismus nahestand. Nach seinem Studium trat er in den Staatsdienst ein und wurde Regierungsrat bei der Stadtdirektion Stuttgart.
Seine politische Laufbahn begann 1911, als er mit Unterstützung konservativer und nationalliberaler Kräfte zum Stadtschultheißen von Stuttgart gewählt wurde (ab 1930 führte er den Titel Oberbürger-
meister). Er leitete die Stadt über zwei Jahrzehnte hinweg und wurde 1921 sowie 1931 im Amt bestätigt. Unter seiner Führung entstanden wichtige kommunale Infrastrukturprojekte, darunter die erste Stuttgarter Kläranlage, der neue Hauptbahnhof, die Standseilbahn sowie der Ausbau der städtischen Badeanstalten.
Besondere Bedeutung kommt seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus zu. Lautenschlager hatte sich politisch stets moderat positioniert und blieb den demokratischen Prinzipien der Weimarer Republik verpflichtet. Nach der Machtübernahme 1933 geriet er damit in offenen Gegensatz zur neuen Regierung. Auf Druck der Nationalsozialisten wurde er noch im selben Jahr vorzeitig in den Ruhestand gedrängt. Diese erzwungene Ablösung markiert einen deutlichen Einschnitt sowohl in seinem persönlichen Lebensweg als auch in der politischen Kultur Stuttgarts: Mit seinem Weggang endete eine von bürgerlich-liberaler Verwaltungstradition geprägte Ära, und die Stadt geriet unter direkte NS-Kontrolle.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Lautenschlager gebeten, erneut für das Amt des Oberbürger-
meisters zu kandidieren. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters lehnte er jedoch ab. Carl Lautenschlager starb am 6. Dezember 1952 in Stuttgart.
Für seine Verdienste und insbesondere für seine standhafte Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus wurde er 1945 zum Ehrenbürger der Stadt Stuttgart ernannt.
Siehe auch:
Stadtlexikon Stuttgart
Deutsche Biographie

