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Grabkammer Claire Waldoff

    Adresse: Pragfriedhof – Kolumbarium/Urnenwand – OG rechts 23-38594
    Friedhofstraße 44, 70191 Stuttgart
    Zugang: Öffnungszeiten städtische Friedhöfe
    Beisetzung: 1957/1983
    © Beate Müller

    Claire Wortmann wurde 1884 in Gelsenkirchen als elftes von sechzehn Kindern geboren. Nach dem Besuch eines der ersten Mädchengymnasien in Hannover musste sie ihren Wunsch, Medizin zu studieren, aus finanziellen Gründen aufgeben und wandte sich dem Theater zu. Unter dem Namen Claire Waldoff erhielt sie ab 1903 erste Engagements.

    1906 zog sie nach Berlin und wurde dort schnell als Chanson- und Kabarettsängerin bekannt. Ihre im Berliner Dialekt vorgetragenen Lieder und ihre Rolle als „Berliner Volkstypin“ prägten die Unterhaltungsszene der Zeit. Sie trat auf großen Bühnen wie der Scala und dem Wintergarten auf und arbeitete mit Künstlern wie Walter und Willi Kollo, Rudolf Nelson und Kurt Tucholsky zusammen.

    Seit 1917 lebte sie mit Olga von Roeder zusammen; beide waren prägende Figuren der lesbischen Subkultur der 1920er Jahre.

    Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 geriet ihre Karriere zunehmend unter Druck. Wegen eines früheren Auftritts bei der kommunistischen Roten Hilfe erhielt sie ein Auftrittsverbot, das erst nach ihrem Eintritt in die Reichskulturkammer aufgehoben wurde. 1936 untersagte Joseph Goebbels ihre Auftritte in der Berliner Scala, und Waldoff zog sich schrittweise aus dem öffentlichen Leben zurück. Ihre Lieder galten als unpassend für das NS-Kulturprogramm.

    Nach 1945 gelang ihr trotz einzelner Engagements kein Anschluss an frühere Erfolge.

    Claire Waldoff starb am 22. Januar 1957. Ihre Urne wurde im Familiengrab der von Roeders beigesetzt – ebenso wie nach Olgas Tod 1963 deren Urne. Rund zwanzig Jahre später wurde das Grab aufgelöst und beide Urnen auf Veranlassung der Stadt Stuttgart in die Urnenwand auf dem Pragfriedhof umgesetzt.

    Siehe auch:
    LEO-BW
    Kulturmagazin Goethe-Institut