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Grabstätte Anna Haag

    Adresse: Friedhof Birkach
    Welfenstraße 31, 70599 Stuttgart
    ZugangÖffnungszeiten städtische Friedhöfe
    Eigentum: Erhaltenswerte Grabstätte der Stadt Stuttgart
    Beisetzung: 1982 / Erneuerung 10. Juli 2025
    © Beate Müller

    Anna Haag, geborene Schaich, wurde am 10. Juli 1988 in Althütte bei Backnang geboren. Ihr Vater war Lehrer. Sie wuchs zusammen mit fünf Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Mit 21 Jahren heiratete sie den Gymnasiallehrer Albert Haag und folgte ihm an seine Dienstorte in Schlesien, Pommern und Rumänien. In Bukarest begann sie journalistisch zu arbeiten.

    Die Schrecken des Ersten Weltkriegs prägten ihre pazifistische Haltung. 1915 trat sie der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) bei. 1919 kehrte Anna Haag mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Württemberg zurück und lebte in Nürtingen. Gemeinsam mit ihrem Mann trat sie in die SPD ein. 1926 zog die Familie nach Stuttgart, wo Anna Haag mit „Die vier Rosenkinder“ ihren ersten Roman veröffentlichte.

    Anna Haag warnte früh vor den Nationalsozialisten, die für sie „die schlimmste Bedrohung für die Menschheit“ darstellte. Während des Zweiten Weltkriegs dokumentierte sie ihren Alltag in einem geheimen Tagebuch, das die NS-Herrschaft, deren Politik und Propaganda beschrieb.

    Nach dem Krieg engagierte sich Anna Haag für den demokratischen Wiederaufbau. Sie wurde Mitglied des Vorläufers des späteren Gemeinderats, gründete die Stuttgarter Gruppe des IFFF neu und engagierte sich in weiteren Frauenvereinen. 1946 wurde sie Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung von Württemberg-Baden und für die SPD in den Landtag gewählt. Dort initiierte sie den Gesetzentwurf zur Kriegsdienstverweigerung, der 1948 angenommen und 1949 ins Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen wurde: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“

    Auf dem Friedhof Birkach befindet sich die Grabstätte der am 20. Januar 1982 gestorbenen Anna Haag und ihres 1951 verstorbenen Ehemanns Albert Haag. Das Grab war 2016 von der Familie an die Stadt zurückgefallen und ist als erhaltenswert eingestuft.  Am 10. Juli 2025, dem Geburtstag von Anna Haag, wurde der alte, beschädigte Grabstein durch einen Gedenkstein des Bildhauers Markus Wolf ersetzt. Neben der Inschrift „Anna Haag / Schriftstellerin / Frauenrechtlerin / Pazifistin“ und ihren Lebensdaten ist ein Zitat der Schriftstellerin aus einem Brief an ihre Kinder zu lesen: „Das gute Leben – und auch für es streiten.“

    Siehe auch:
    Landeszentrale für pol. Bildung
    Frauen und Geschichte
    KONTEXT: Wochenzeitung
    PressReader.com